Mir lassen d'r Dom im Logo.
Liebe Leserin, lieber Leser,
vor Jahren die Koelnmesse, im letzten Jahr die Stadt Köln und nun auch das Erzbistum Köln – all diese Institutionen haben den Kölner Dom aus ihrem Logo entfernt. Schon werden die kommunikativen Messer gewetzt, von Cancel-Culture ist bereits die Rede, und der entsprechende Mottowagen im nächsten Rosenmontagszug ist sicher bereits in Planung. Aber lassen wir doch für einen Moment die Kirche, bzw. die Kathedrale, im Dorf und diskutieren nicht über „Jeföhl, Jeschmack und Jestaltung“ (denn dann muss auch erwähnt werden, dass der Dom sehr wohl in den jeweiligen Auftritten weiterhin eine Rolle spielt, als Bild, als Illustration, nur eben nicht mehr im Logo). Versuchen wir doch stattdessen, über das Erzbistum als Marke zu diskutieren, und über die ureigene Funktion einer Marke, Strategie und Kompetenz zum Ausdruck zu bringen. Hierdurch ergeben sich für uns nachvollziehbare Erklärungsansätze.
Zum einen erstreckt sich das Erzbistum weit über Köln hinaus, innerhalb von Nordrhein-Westfalen bis hin nach Rheinland-Pfalz, über große Städte mit starker eigener Symbolik. Im Markensprech heißt dies: die Marke ist überregional aktiv. Sie ist mehr als nur Köln, sie muss übergreifend integrativ wirken. Dies kann dann auch in der Bildmarke durch eine „Entkolonialisierung“, bzw. „Entkölnisierung“ einen Niederschlag finden, zumal in der Wortmarke Köln ja noch präsent ist. Zum zweiten findet das Leistungsspektrum des Erzbistums eben nicht im Gebäude Dom als POS statt, sondern die ganze Palette der kirchlichen Angebote wirkt dezentral vor Ort. Letztendlich darf nicht unerwähnt bleiben, dass das Erzbistum Köln aufgrund diverser Skandale massiv in der öffentlichen Kritik steht und durch ein Rebranding einen Imagewandel anstoßen muss, um Vertrauen zurückzugewinnen. Markenstrategie als Krisenkommunikation – BP, Germanwings und andere Marken lassen grüßen. Umgekehrt hat der Dom damit die Chance, als Gebäude, als Wahrzeichen der Stadt, als weltweit bekanntes Denkmal und Weltkulturerbe überkonfessionell wahrgenommen zu werden und nicht als Symbol gewordener Ort diverser Skandale. Was meinen Sie?
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