Haben Marken eine Heimat?
Auch Weltmarken hatten irgendwann einmal einen regionalen/nationalen Ursprung. Damit halten natürlich Teile einer spezifischen Kultur Einzug in ihre Identität. Mit zunehmendem Erfolg entsteht auch nationale Identifikation mit diesen Marken, was uns einzelne Staatstrauern beim Grounding ehemals großer Airline-Marken bewiesen haben. Das Zusammenwirken von Nationalstolz und dem Image großer Marken hat Tradition - mit interessanten Wechselwirkungen: das Image des Landes und das Image der jeweiligen Marke sind unmittelbar miteinander verwoben, denken wir nur an Fashion- oder Automobilmarken. „Made in Germany“ lässt grüßen.
Aber bleibt nationale Identität in der DNA von Weltmarken erhalten, wenn ihre Zielgruppen, Wertschöpfung, Umsatzverteilung und Belegschaftsstruktur immer internationaler werden? Oder sind Steueroptimierungen und Subventionen irgendwann wichtigere KPIs als emotionale Bindung, kultureller Ursprung und scharfes Markenprofil?
Marken wie Unilever und jetzt auch Shell mag eine Hauptsitzverlagerung aus o.g. Gründen im Wettbewerb im Supermarktregal oder an der Tankstelle zunächst nicht schaden. Nicht zu unterschätzen ist jedoch die zunehmende kritische Neugierde aller Zielgruppen, inkl. Investoren, nach der inhaltlichen Substanz und Haltung einer Marke. In der Strategie von Shell heißt es: „…accelerate the transition of our business to net-zero emissions, in step with society.” Aktuell jedenfalls scheint die Gesellschaft weiter zu sein. Hier müssen Unilever und Shell noch stärker als bisher liefern, um Schritt zu halten. Der nächste „Sustainability Index“ lässt nicht lange auf sich warten - da könnten sich schon Auswirkungen zeigen. Was meinen Sie?
Hier der Link:
https://www.capital.de/wirtschaft-politik/dutch-divorce-warum-shell-die-niederlande-verlaesst
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