Macht Neckermann es möglich?
Die Traditionsmarke Neckermann Reisen war gemeinsam mit Thomas Cook 2019 in einem Scherbenhaufen untergegangen.
Zu Ihrem 60. Geburtstag und pünktlich zur Erholung der Tourismusbranche kehrt Neckermann Reisen in diesen Tagen auf den Markt zurück.
Nach einer Umfrage hält Neckermann Reisen noch immer eine Bekanntheit von 70 Prozent. (Re)positioniert werden soll die Marke im Mainstream als „VW Golf des Reisens“, mit Vertrieb nur über Reisebüros und ausgerichtet auf die Zielgruppen Familien und Best-Ager. Klingt doch alles plausibel und bewährt, oder?
Aber kaum eine Branche hat sich in den letzten Jahren so nachhaltig verändert wie der Tourismus, daher sind kritische Fragen zur Marke gestattet.
So ist das Midstream-Segment mit starken und flexibilisierten Marken wie DERTOUR oder TUI besetzt, die inzwischen weit mehr sind als nur Veranstalter - wäre da eine Nischen-Positionierung für Neckermann nicht vielversprechender? Der Tourismus unterliegt einem massiven digitalen Wandel - kommt Neckermann heutzutage ohne Online-Vertrieb aus? Vertrauen ist in den letzten Jahren der wichtigste Erfolgsfaktor der Branche geworden - ist Neckermann bei Kunden und Vertriebspartnern aufgrund der damaligen Pleite nicht zu sehr verbrannt? Werte- und Klimawandel haben die Anspruchshaltung der Verbraucher verändert - hat Neckermann eine eindeutige Haltung zu Nachhaltigkeitsthemen vorzuweisen? Und schließlich: Relevanz von Marken ist gefragt - ist die hohe Bekanntheit von Neckermann mehr als ein nur emotionaler Stoßseufzer einer älteren (Wirtschaftswunder-)Zielgruppe?
Wir werden es sehen, aber es fühlt sich an wie „more of the same“, Markeneinsatz ohne Tiefgang und wie der nicht ganz durchdachte Versuch, erworbene Markenrechte rechtzeitig zur Erholung des Tourismus zu kapitalisieren – finden Sie nicht auch?
Und hier der Link:
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