Raus aus der Konform-Zone!
Zum Thema Mode hatte ja schon Georg Simmel vor über 100 Jahren in „Konformität der Einzigartigkeit“ alles gesagt: „Verbinden und Unterscheiden sind die beiden Grundfunktionen, die sich hier untrennbar vereinen.“ Dabei liegt die Rolle der Marke vor allem darin, zunächst das Besondere, Unterscheidbare zu kommunizieren. Darin waren die herausragenden Gestalter in der Mode immer schon am besten, man denke an Coco Chanel, Yves Saint-Laurent oder Gianni Versace, weil sie selbst wie Marken waren. Und deshalb heißen auch bis heute die meisten großen Modemarken wie ihre Gründer, und die Logos sind Wortmarken. Traditionell waren diese Wortmarken, um mal im Jargon zu bleiben „heavy on the flourishes and tails“, und die Serifenschriften spiegelten Vermächtnis und reiche Geschichte wider. Bis vor vier oder fünf Jahren die Helvetika-isierung der Modelogos begann: Inspiriert von Tech-Brands wie Microsoft und Google, und begeistert von der Idee, dass man so die Lesbarkeit auf dem Smartphone erhöht (dabei geht es bei Modemarken nicht um Lesbarkeit, nur um Erkennbarkeit, und das ist nicht dasselbe) hatten plötzlich beinahe alle serifenlose, „cleane“ Logos: Berluti, Balenciaga, Celine, Saint Laurent, Balmain, Calvin Klein, Rimowa, Boss … man könnte ewig so weiter machen. Das Ergebnis ist ein grotesker (ha!) Logobrei der Langeweile, der nicht nur Typik und Identifikation erschwert, sondern gerade nicht zum Prinzip Mode passt. Als erster erkannt hat das nun Daniel Lee, neuer Kreativdirektor für Burberry, deren Logo vor vier Jahren ebenfalls Opfer der Sans Serif-Welle wurde: Zusätzlich zu einer schönen neuen Serifenschrift hat er auch gleich den „Prorsum-Ritter“ wiederbelebt (und die neue Kampagne ist auch noch very British). Wir freuen uns und nehmen Wetten an, wie lange es noch dauert, bis die anderen Marken ebenfalls nicht mehr auftreten wollen wie „aus dem Internet“ – was meinen Sie?
Und hier der Link: https://www.designtagebuch.de/burberry-neuer-creative-director-neues-logo/
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