Markenrecht gegen Menschenrecht?

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Wenn es um die Verteidigung ihrer eingetragenen Marken geht, müssen manche Unternehmen konsequent gegen Nachahmer oder Verwechslungsgefahren agieren. Und das nicht immer nur auf Augenhöhe – wir kennen die Beispiele, in denen ein Goliath gegen einen David vorging. Die öffentliche Empörung war dann groß, wenn z.B. ein Telekommunikationskonzern ein kleines Internet-Café verklagt hat. Es gab allerdings smarte Markenchefs, die in solchen Fällen als Wiedergutmachung dem kleineren Widersacher eine neue Marke finanziert haben und so eine positive Resonanz erzeugen konnten. 

In Sachen Adidas gegen Black Lives Matter sieht die Sache eigentlich anders aus. Abgesehen davon, dass die legendären drei Streifen von Adidas mittlerweile einer gewissen Beliebigkeit unterliegen und die rein juristische Lage daher nicht eindeutig erscheint, prallen hier zwei unterschiedliche Welten aufeinander, die auf den ersten Blick keine Verbindung aufweisen. Ein weltweiter Shitstorm scheint vorprogrammiert, wenn Adidas mit seiner Klage ernst machen sollte.

Oder vielleicht doch nicht? Vielleicht schlagen gerade die heiß diskutierten Streifen eine Brücke zwischen Adidas und Black Lives Matter. Aus dem vermeintlichen Markenkonflikt könnte sich eine kommunikative Chance für Adidas ergeben, den Schaden, den die rassistischen Äußerungen des ehemaligen Markenbotschafters Kanye West der Marke zugefügt haben, zu beheben. Denn man sollte nicht vergessen, dass die Glaubwürdigkeit in der Hip-Hop-Kultur für Adidas besonders wichtig ist, und Hip-Hop ist nun mal nach wie vor (größtenteils) schwarz. Das scheint Adidas nun erkannt zu haben und hat die Klage offensichtlich zurückgezogen. Aus markenjuristischen Gegnern könnten kommunikative Partner werden: eine drei- oder sechsstreifige Marken-Allianz gegen Rassismus sozusagen – was meinen Sie? 

Hier der Link: https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/adidas-black-lives-matter-usa-logo-markenrechte-rassismus-1.5777730

21. März 2023
Ein Beitrag von:

Walter Brecht ist Managing Partner von Spirit for Brands, einem auf die Themen Markenpositionierung, Markenstrategie und Markenmanagement spezialisierten Beratungsunternehmen in Köln. Spirit for Brands ist Repräsentant von TheBrandTicker in Deutschland, einem BigData – Markenmanagement-Instrument.

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