Parteienmarken.
Beginnen wir mit der Frage, ob politische Parteien als Marken zu bezeichnen sind und versuchen es mal wie folgt: sie produzieren Inhalte, vertreiben diese an Zielgruppen und senden sie in einer visuell definierten Erscheinung, sogar mit einem Logo, ab.
Bis hierhin: ja - Parteien führen Marken (zumindest mal für diese Diskussion).
Dabei spielen natürlich Farben eine wichtige Rolle. Aber die über Generationen assoziierten und weitervermittelten „politische“ Farben von Parteien („…die Schwarzen, die Roten, die Grünen…“), haben mittlerweile sehr wenig bis nichts mit dem visuellen Erscheinungsbild der Parteien in der Realität zu tun, denn alles scheint möglich, ob farbliche Anleihen beim Gegner oder gar bei Telekommunikationsmarken.
Und damit kommen wir an die Grenzen der Markenführung. Denn eine Marke muss entlang ihrer Touchpoints ein konsistentes Erlebnis generieren, um Identifikation und Differenzierung zu ermöglichen (das inhaltliche Markenversprechen lassen wir bei politischen Parteien jetzt mal außen vor).
Die Markenerlebnisse einer Parteienmarke, z.B. zwischen Ortsverbands-Büro im Vorort und Online-Auftritt der Parteizentrale, variieren massiv (und wirken zum Teil desillusionierend). In der Königsdisziplin der Kampagnenführung (außerhalb der Online-Maßnahmen) sind Unterschiede zwischen den Konkurrenten nicht mehr wahrnehmbar. Die einstige politische Farbenlehre ist außer Kraft gesetzt. Zudem möchte sich der/die Kandidat/in des Wahlkreises noch vom Auftritt seiner/ihrer Bundes-Partei unterscheiden. Untergebracht werden müssen noch (mehr oder weniger gute) Fotos der KandidatInnen, politische Inhalte, Kampagnen-Claims und Icons. Da kann das Logo der Partei schon mal wirkungslos klein in die Ecke rutschen. Vor allem auf A4-Plakaten entlang von Schnellstraßen herrscht Wahrnehmungswirrwar pur mit Unterscheidungskraft null. Nur böse Zungen behaupten, das sei so gewünscht, weil ja auch inhaltlich kaum Unterschiede…, aber wir wollten das ja außen vorlassen.
In einem Unternehmen würden Controller die Effizienz von solch hohen Kommunikationsinvestitionen hinterfragen. Im Falle der Parteimarken müsste dies eigentlich der Bund der Steuerzahler übernehmen – finden Sie nicht auch?
Hier erfahren Sie mehr: https://www.designtagebuch.de/politische-farbenlehre-die-spd-ist-rot-die-gruenen-sind-gruen-und-die-cdu-ist-orange-cyan-petrol-stahlblau-umbra-und-khaki/
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