So laut kann Stille sein.
Quiet Luxury, „Stealth Wealth“, schlichte Designerstücke, die nur dem wissenden Auge auffallen – wie auch immer man es bezeichnen möchte, logofreier, stiller Luxus ist gerade in. Neben der Abkehrt vieler Designer von der Logomania der vorpandemischen Jahre wird der Trend wie so oft durch Social Media vorangetrieben: User*innen zeigen sich nahezu besessen vom Stil der fiktiven Milliardäre in der HBO-Serie „Succession“ oder diskutieren über die Kaschmir-Pullover von Gwyneth Paltrow während ihres Gerichtsverfahrens. Natürlich sind der Verzicht auf Logos und dezenter Luxus keine neuen Phänomene. Als die Dresscodes Business Formal und Casual noch voneinander getrennt waren, suchte man bei ersterem vergeblich nach auffälligem Branding – entweder, man hatte aufgrund des Designs erkannt, dass der Blazer von Armani ist, oder eben nicht. Ebenfalls verzeichnen führende Anbieter im Quiet Luxury-Sektor wie Loro Piana und Brunello Cucinelli seit langem ein starkes Wachstum. Allerdings waren diese Labels lange Zeit Ausreißer in einem Sektor, der von ultra-sichtbaren Marken mit auffälligen Logos dominiert wurde. Für die großen Luxuskonzerne trifft der Impuls für logofreie Artikel (bei denen die Unternehmen gezwungen sind, ausschließlich über das Produkt zu konkurrieren und sich weniger auf ein begehrtes Branding verlassen können) jedenfalls auf eine Zeit weltweit zunehmender wirtschaftliche Unsicherheit und sich ändernder Ausgabenprioritäten von Konsument*innen. Ein Hinweis darauf, dass die in der Pandemie gewonnene Relevanz von Luxusmarken bei Kund*innen aus der Mittelschicht in naher Zukunft wieder sinken könnte? Wir sind definitiv gespannt auf weitere Entwicklungen in der Modewelt.
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