Adventurous Spirit?
Liebe Leserin, lieber Leser,
in der langen Geschichte der Ford Motor Company ist schon manches Werk eröffnet und auch geschlossen worden. Und trotz der langjährigen Erfahrung mit der deutschen Mitbestimmung dürfte es in Detroit immer noch für eine gewisse Verwunderung gesorgt haben, dass man das vergleichsweise kleine Werk in Saarlouis nicht einfach zusperren kann, sondern – gemeinsam mit der saarländischen Landesregierung – nach einem neuen Investor suchen muss, um den Großteil der Arbeitsplätze zu erhalten. Dieser Investor, man wundert sich kaum, sollte natürlich aus China kommen, will jetzt wohl eher nicht kommen, und wenn er doch noch kommt, wird’s sicher noch mal teuer für das kleine Saarland. Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass dieselben PolitikerInnen, die das Ende des Verbrennungsmotors mit TikTok-Videos feiern, nun herumjammern, dass auf dieser Reise – Überraschung! – jede Menge Arbeitsplätze verloren gehen. Aber auch für Ford wird die Sache im Zweifel nicht so super ausgehen: Denn die einzigartige Chance, mit wirklich guten Autos wie dem Fiesta und dem Focus (ob elektrisch oder eben nicht) die Lücke für eine No-Nonsense-Positionierung zu füllen, wird gerade mutwillig hergeschenkt. Die neue Positionierung in Deutschland lautet „Adventurous Spirit“. Wenn das nur die freundliche Umschreibung dafür ist, dass man in Zukunft keine Autos mehr für den europäischen Markt produzieren kann und stattdessen zum Nischenanbieter werden wird – geschenkt. Wenn es ernst gemeint ist – gute Nacht. In Köln kann die IG Metall jedenfalls schon mal die gelben Westen rauslegen. Oder was meinen Sie?
Hier der Link: https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/unternehmen/ford-findet-keinen-investor-fuer-saarlouis-19222271.html
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