Die Causa "Schwarz-Rot-Gold mit drei Streifen" oder: Wie steht es um den Markenpatriotismus?
Nach mehr als 70 Jahren trennen sich die Wege zwischen dem DFB und der Marke Adidas – ab 2027 wird die deutsche Nationalmannschaft mit Nike auf der Brust auflaufen. Der US-Gigant legte laut Verband das „beste wirtschaftliche und inhaltliche Angebot“ vor und man reagierte entsprechend. Die Verkündung des Endes der Trikots mit den drei Streifen kurz vor der Heim-EM kann man als unglücklich bezeichnen. Und natürlich schlägt sie hohe Wellen: viele sehen die Entscheidung als weitere Amtshandlung im fortschreitenden Prozess des Runterwirtschaftens des Verbands durch seine Führungsriegen und machen online ihrem Ärger Luft. Wir verstehen den Unmut, finden das Thema als Markenberater aber gleichzeitig hochspannend und wollen uns beide Seiten der Medaille anschauen. Das große Argument gegen die Entscheidung wäre das dankbare („Das Wunder von Bern“) Bekenntnis zu Tradition und Herkunft einer deutschen Marke, die einen glaubwürdigen Fit abgibt. Aber man wird das Gefühl nicht los, dass traditionelle Bindungen in einer weitgehend profitorientierten Welt zunehmend an Wert verlieren. Möchte man allerdings den Advocatus diaboli spielen, so könnte man sich die Frage stellen, ob Adidas überhaupt noch als deutsche Marke angesehen werden kann. Klar, ein deutsches Heritage und der deutsche Stammsitz sind vorhanden, aber mit fast 80% der ausgelagerten Produktionsstätten in Asien, vor allem in China, Vietnam, Kambodscha, Indonesien und Pakistan ist Adidas längst selbst eine Global Brand. Folgt man diesem Markenpatriotismus, so dürften sich Bahn und Bundeswehr auch nur noch Roland Berger statt McKinsey ins Haus holen. Was meinen Sie?
Hier der Link: https://www.spiegel.de/sport/fussball/dfb-wechsel-von-adidas-zu-nike-robert-habeck-uebt-kritik-a-705c926c-4d42-48f0-aadf-e9ee69d5cee2
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