Dunning-Kruger in der Kommunika­tions­beratung.

To Be Discussed
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Liebe Leserin, lieber Leser,

wir geben es zu: Auch wir diskutieren manchmal gerne bei Themen mit, von denen wir Grunde wenig Ahnung haben. Und das ist in Ordnung, solange der Hang zu Selbstüberschätzung nicht überhandnimmt – Stichwort „Dunning-Kruger-Effekt“. Leider kommen Menschen, die zwar inkompetent, dafür aber besonders von sich überzeugt sind, beruflich oft erstaunlich weit – vor allem in der Welt der Kommunikations- und Marketingberatung. Zwar werden die meisten Blender-Berater schnell enttarnt; vor drei Typen sei aber ausdrücklich gewarnt, weil sie sich gerne hartnäckig festsetzen und man sie nicht so leicht wieder loswird (und ja, es sind fast immer Männer):

  1. Der Super-Intellektuelle: Er hat Geistes- oder Sozialwissenschaften studiert und ist nur in der Beratung, um seine umfassende Bildung raushängen zu lassen. Ökonomische Zusammenhänge sind ihm zu trivial, stattdessen wird jedes Problem sogleich auf die Meta-Ebene gehoben. Selbst die einfachsten Dinge müssen mit höchster methodischer Strenge angegangen und system-, spiel- oder sonst wie theoretisch erklärt werden, nie ohne ein paar coole Zitate von Luhmann oder Nash. Am Ende sind alle Projekte, die er führt, totale Fehlschläge, aber nur, weil der Kunde „einfach noch nicht so weit war“. Tja, Pech für ihn (den Kunden).
  2. Das Genie: Er „kommt vom Text“ oder ist Designer, und kompensiert kreatives Mittelmaß konsequent durch besonders dominantes Auftreten und reichlich Fäkalsprache. Respekt, Zuhören oder so was sind nichts für ihn – oder war Picasso nett? Früher trug er beim Kunden immer schwarz, neuerdings lieber grobe Schnürstiefel, in die er seine japanischen Jeans reinstopft, und natürlich Vollbart. Kunden, die sich gegen seine Vorschläge entscheiden, werden wüst beschimpft, aber erst, wenn sie nicht mehr im Raum sind. Und schon bald treten die guten Leute aus seinem Team in Scharen die Flucht an, gefolgt von den Kunden. Alle sind so dumm!
  3. Die Labertasche: Ihn hört man schon auf dem Parkplatz von spektakulären Ereignissen erzählen, bei denen er regelmäßig ganze Unternehmen gerettet hat, die so aber nie passiert sind. Außerdem kennt er unheimlich viele wichtige Leute, von denen er gerne berichtet, wobei er sie immer nur beim Vornamen nennt („Also, Jean-Remy ruft mich an, und fragt mich, ob …“). Eine besondere Spezialität von ihm ist es, im Meeting mindestens zweimal den Standpunkt komplett zu wechseln. Die zweite Spezialität: Immer alles versprechen. Und dann einfach nichts machen.

Wenn Sie also auf einen dieser Typen treffen, oder auf mehrere in Kombination – wir haben Sie gewarnt: Gehen Sie nicht, rennen Sie! Und freuen sich Sie sich auf das Wochenende!

Hier der Link: 

https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/dunning-kruger-effekt-wenn-inkompetente-sich-ueberschaetzen-li.2208597
26. April 2024
Ein Beitrag von:

Alexander Rauch ist Managing Partner von Spirit for Brands, einem auf die Themen Markenpositionierung, Markenstrategie und Markenmanagement spezialisierten Beratungsunternehmen in Köln.

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