Ticken Fußballfans und Investoren gleich?

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Liebe Leserin, lieber Leser,

Identität meint das Empfinden der eigenen Situation und Eigenart, manifestiert durch spezifische Persönlichkeitsmerkmale, Überzeugungen, Ausdrucksformen und Handlungen – und manchmal durch die Bevorzugung eines Fußballclubs. Dazu passend kommt eine aktuelle Studie aus Stanford: Wer Anhänger eines Fußballclubs ist, verhält sich beim Wetten auf die Spielergebnisse irrationaler als die Nicht-Fans. Echte Fans sind nämlich immer dann deutlich risikobereiter, wenn es um den eigenen Club geht; und wenn es für das Team mies läuft, bleiben sie optimistisch und zocken eher „against the odds.“ Das klingt nachvollziehbar, wenn wir bedenken, was im Kopf des Fußballfans vor sich gehen muss, wenn er gegen sein Team wetten soll (manche würden natürlich sagen: nicht viel, aber bitte!). Die Forscher ziehen noch weitere Schlussfolgerungen: Sie sind überzeugt, dass unsere Identität alle finanziellen Entscheidungen viel stärker prägt als wir zugeben möchten. Entsprechend gibt es eine „Identity Tax“, die wir regelmäßig aufgrund unserer irrationalen, identitätsgetriebenen Entscheidungen berappen müssen. Nun, für uns Markenmenschen ist das nichts Neues: Denn die „Identity Tax“ entspricht ja im Grundsatz dem Preispremium, das starke Marken realisieren – und das LVMH zum wertvollsten Unternehmen in Europa gemacht hat (nach Novo Nordisk, aber das ist eine andere Geschichte). Interessant wird es aber bei der Frage nach langfristigen Geldanlagen: Wir wissen zwar, dass viele Anleger heimische Unternehmen bevorzugen, auch wenn ausländische Investments objektiv attraktiver sind. Aber welche Rolle spielen Identität und Marke bei institutionellen Anlegern? Konkret: Ist die Markenstärke eines Unternehmens beim Investment objektiv bewertet und eingepreist – oder bestimmt Markenaffinität unbewusst auch das Verhalten beim Profi-Anleger? Schließlich gehört Rationalität an der Börse zur Identität. Oder was denken Sie?

Hier der Link:

https://news.stanford.edu/stories/2024/11/­what-soccer-fans-can-teach-us-about-making-irrational-decisions

13. Dezember 2024
Ein Beitrag von:

Alexander Rauch ist Managing Partner von Spirit for Brands, einem auf die Themen Markenpositionierung, Markenstrategie und Markenmanagement spezialisierten Beratungsunternehmen in Köln.

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