Anzahl der Kegelclubs sinkt – das müssen Marken jetzt tun!

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Liebe Leserin, lieber Leser,

ein auf den ersten Blick abseitiges Thema wie das Kegeln braucht etwas Clickbait in der Headline – wir hoffen, Sie sehen uns das nach, und wir überlassen das in Zukunft auch wieder der grandiosen Marketing-Fachpresse. Aber es stimmt ja: Die Anzahl der Mitglieder von Kegelclubs ist in den vergangenen 25 Jahren von weit über 250.000 auf nur noch 60.000 gesunken. Fun Fact: Vor genau 25 Jahren veröffentlichte Robert Putnam sein Buch „Bowling Alone“, in dem er zeigt, wie sich der Rückzug des Individuums aus dem Gemeinschaftsleben – aus Vereinen, aus der Kirche, aus Gewerkschaften – auf Gesellschaft und Demokratie in den USA auswirkt. Nicht so gut, war seine Prognose, und wie wir heute wissen: eher sehr, sehr schlecht. Denn mit der gesellschaftlichen Interaktion sinkt das „Social Capital“. Soziales Kapital entsteht vor allem, wenn Menschen mit unterschiedlicher Herkunft, aus unterschiedlichen sozialen Schichten kooperieren, und es macht Länder stark und wohlhabend. Bei uns in Deutschland lässt die Kooperation von Menschen mit unterschiedlichem Hintergrund allerdings ebenfalls sehr zu wünschen übrig: Man bleibt lieber unter sich, geht sowieso nicht mehr in Vereine oder in die Kirche, und wünscht lieber Ab- und Ausgrenzung statt Diskussion. Das betrifft zunehmend auch die Marken: Ständig gibt es Boykottdrohungen, weil sie angeblich von den falschen Menschen genutzt würden, oder Forderungen, Marken sollten sich „ganz stark“ gegen andere Gruppen aussprechen. Das ist dumm, denn gerade Marken schaffen etwas, dass Putnam „Bridging Capital“ nennt – wenn es um Marken geht, finden verschiedenen Menschen die gleiche Sprache, teilen ihre Einstellungen und Werte, kommen in den Dialog, auch wenn sie unterschiedlicher Meinung sind. In Deutschland sind Automarken eigentlich immer derart inklusiv gewesen – dass der BMW-Fan sagen konnte, er würde nie Mercedes fahren, ist dafür der beste Beleg. Und dass wir nun in Deutschland mit größtmöglicher Konsequenz daran arbeiten, unsere Marken, auch die Automarken, irrelevant zu machen, ist mit Blick auf unser Sozialkapital deshalb keine gute Idee.

Oder was meinen Sie?

Sie wollen die Sache mit dem Social Capital noch mal vertiefen? Vielleicht hier:

https://edition.cnn.com/2024/07/16/us/­video/robert-putnam-us-politics-amanpour-cnni

22. Februar 2025
Ein Beitrag von:

Alexander Rauch ist Managing Partner von Spirit for Brands, einem auf die Themen Markenpositionierung, Markenstrategie und Markenmanagement spezialisierten Beratungsunternehmen in Köln.

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