Glanz ohne Gehalt
Wieder eine Debatte um Cannes? Ja, leider. Denn was einst als Bühne für kreative Exzellenz galt, wirkt 2025 mehr denn je wie ein preisgekrönter Scheinriese. Goldene Löwen für Kampagnen, die es so nie gegeben hat. Grands Prix für Case-Filme, die mehr Fantasie als Realität zeigen. Und Agenturen, die mit KI-generierten Inhalten Geschichten erzählen, die nie passiert sind – Hauptsache, sie funkeln auf der großen Leinwand.
Was Cannes derzeit liefert, ist weniger Kreativbenchmark als Werbeindustrie-Kabarett. Dabei ist die Frage nicht, ob Awards Shows unterhalten dürfen. Natürlich dürfen sie. Aber wenn Fake-Zahlen, manipulierte Bilder und fragwürdige Reichweiten zu Trophäen führen, dann stellt sich eine andere Frage: Wofür stehen diese Preise überhaupt noch? Denn Cannes ist nicht irgendein Festival. Es setzt Maßstäbe, prägt Karrieren, formt Selbstverständnisse ganzer Agenturen. Wenn hier der Maßstab „Hauptsache gut inszeniert“ über „tatsächlich passiert“ triumphiert, dann wird das zum Problem. Nicht nur für die Glaubwürdigkeit der Auszeichnung – sondern für die der ganzen Branche.
Das Bittere: Während Marken mühsam um Vertrauen kämpfen, während sie Haltung zeigen oder verlieren, feiert die Kreativ-Elite ihre besten Fakes. Und diskutiert jetzt, ob man künftig KI-Inhalte deklarieren sollte. Ab 2026. Ernsthaft? Um die Relevanz von Kreativität zu bewahren, gibt es vielleicht nur zwei Wege: Entweder wir feiern echte Wirkung – oder wir akzeptieren Cannes als gut ausgeleuchtetes Theaterstück mit schwacher Story. Was meinen Sie?
Hier der Link: https://www.adweek.com/creativity/the-cannes-lions-2025-controversies-casting-a-shadow-over-big-awards/
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