Der lesenswerte Beitrag „Soziale Marktwirtschaft, aber richtig“ von Jochen Andritzky und Nils Hesse in der FAZ vom 18.07.23 macht nicht nur die Problematik der Politik, sondern auch die von Markenunternehmen deutlich. Während das Tun in der Politik nahezu ausschließlich Parteien-/Ideologien-getrieben ist, sind in den Unternehmen kurzfristige Erfolgsdenke, Eigeninteresse und eine gewisse America first-Philosophie in vielen Fällen der Hemmschuh. Einer meiner früheren Kunden hat es schon vor vielen Jahren auf den Punkt gebracht: „Verschonen sie mich mit ihren langfristigen Überlegungen und Lösungsvorschlägen, meine Legislaturperiode endet in vier Jahren. Nach mir die Sintflut“. Der 7-Jahre-Plan hat nicht interessiert.
In der Binsenweisheit „Keine Taktik ohne Strategie“ liegt der Hund begraben. Was nützen übereilt definierte Gesetze, Verordnungen auf der einen und ausschließlich erfolgshungrige Aktivitäten auf der anderen Seite, wenn es keinen langfristigen, übergeordneten, nachhaltigen Plan gibt? Aber damit will man sich nicht aufhalten. Was sollen Logo-/Corporate Design-Überarbeitungen ohne nachvollziehbaren Grund, sinnlose Identitätswechsel, lautstarke, oft alberne, stillose Werbung, kopflose Social Media-Kampagnen? Der offensichtliche Antrieb dieser Unternehmen: Hauptsache die Kasse stimmt.
Offenbar haben Unternehmen wie die Politik ein grundsätzliches Problem damit, sich an zukunftsorientierten, übergeordneten Zielen und langfristigen Erfolgen zu orientieren. Die Politik hört weder auf des Volkes Stimme, noch auf die Wissenschaft, auf Experten. Und in vielen Unternehmen fehlt oft der Kopf, der sich nicht ausschließlich Zahlen verschreibt, sondern eine Vision, eine Voraus-Denke/Strategie, eine Wertehaltung mit Rückgrat hat. Kann das gut gehen?