Marke Mensch

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Interview von Günther Misof mit Moritz Schwack, Geschäftsführender Gesellschafter SWING Collections GmbH in Schermbeck.

Moritz, wir haben uns vor einiger Zeit kennengelernt. Dein Alter in der Rolle als Geschäftsführender Gesellschaft, insbesondere das Produktsegment, in dem du in der Modebranche unterwegs bist, haben mich fasziniert. Da stellte sich fast automatisch die Frage nach der Unternehmens-/Markenstrategie. Ich habe mit 25 mein erstes Unternehmen gegründet und war damit 1973 sehr früh dran. Aber du hast noch jünger, mit 22 Jahren den entscheidenden Schritt gemacht. Wie bist du gestartet? Wie bist du zum Unternehmer geworden?

Tatsächlich habe ich sehr früh angefangen. Und sehr klein. Schon als 14-Jähriger kitzelte mich das Unternehmerische, ohne dass ich es so hätte benennen können. Auslöser waren ein Paar heißersehnte Fußballschuhe für 200 Euro, die ich mir als Teenager nicht leisten konnte. Als unser lokales Sportgeschäft eine 2 für 1-Aktion anbot, kam mir die Idee: Ich kaufte dort zwei Paar Schuhe und verkaufte das zweite über eBay. Ein erster Erfolg! Der viel in mir auslöste. Freude am Handel, Gespür für profitable Geschäfte, Vertrauen in mein unternehmerisches Talent – da prickelt es bei mir bis heute. Damals machte ich aus meiner eBay-Erfahrung in kürzester Zeit ein kleines Geschäftsmodell. Neben Sportschuhen bot ich auch Fußballtrikots an und einen Beflockungsservice.

Im Bereich Onlineshopping entwickelte sich das Internet damals erst. Ich sah die Chance, nutzte sie für den elterlichen Betrieb, der Nähmaschinen und Zubehör verkaufte, und überzeugte meine skeptischen Eltern davon, ihr Nähmaschinenzubehör auch über eBay anzubieten. Der nächste Erfolg! Meine Onlineerfahrungen und die geringe Konkurrenz in diesem Segment pushten uns schnell. Wir legten mit dem Verkauf von Nähmaschinen nach und erzielten mit unserem Onlineshop nach nur kurzer Zeit sechsstellige Umsätze.

Im Herz längst Unternehmer beendete ich meine Schulkarriere mit Fachabitur und begann eine kaufmännische Ausbildung. Dass ich für diese bei der (ehemals) Swing-Modelle Bekleidungs-GmbH landete, verdanke ich dem Wunsch meiner Eltern, eine Berufsausbildung in einem anderen Unternehmen zu machen. Bei SWING angefangen ging alles Weitere plötzlich Schlag auf Schlag: Es lief einfach. Als der Vertriebsleiter überraschend ausschied, übernahm ich die Großkundenbetreuung, obwohl das letzte Lehrjahr noch vor mir lag. Ich verkürzte die Ausbildung, wurde ein Jahr später Vertriebsleiter. Mit 22 Jahren folgte der entscheidende Schritt: Ein Management-Buyout, das zunächst über zehn Jahre geplant war. Es kam einvernehmlich anders. 2018 übernahm ich die gesamten Anteile.

Was waren deine ersten Schritte nach dieser spektakulären Entscheidung? Auf welche Strategie hast du gesetzt?

Als ich die Führung bei SWING übernahm, war ich gerade mal 22 Jahre und nach außen mehr und mehr das Gesicht der Marke. Ich habe vieles auf den Kopf gestellt, vorneweg die Produktentwicklung und die Onlinestrategie, die ja schon immer meins war. Moderner, jünger, digitaler: Ohne Fresh-up hätte SWING einfach nicht mehr zum inneren Kern gepasst. Auch beim Marketing gehen wir neue Wege: Seit 2022 gibt es unseren Onlineshop, wir sind auf Social Media aktiv. Und das nicht nur, wenn Leni Klum gerade eines unserer Kleider trägt.

2023 lancierten wir mit HEY KYLA bewusst eine jüngere, progressivere Marke. Elegante Konfirmationskleider, pompöse Abi- und Abschlussball-Roben, wunderschöne Hochzeitsgast-Outfits: Unsere Zielgruppe haben wir dadurch im jungen, modischen Segment verstärkt und unsere Expertise im Bereich „Kleid“ ausgebaut.

Aber auch mit unserer Traditionsmarke SWING haben wir noch viel vor: Daher hinterfragen wir kontinuierlich unser Tun hinsichtlich Kollektionsausrichtung, Preisen und Lieferrhythmus und versuchen uns optimal auf das Verbraucherverhalten und die Wünsche und Bedürfnisse der Kundinnen einzustellen.

Daraus ergibt sich zuerst die Frage nach WHY, HOW, WHAT. Wie du weißt bin ich ein Fan der Philosophie von Simon Sinek. Oder nach Grant Cardone:„When the WHY is clear, the HOW is easy“.

Im Detail:

Wie bist du mit dem doch sehr speziellen Modesegment umgegangen?

Ganz ehrlich? Am Anfang meiner Berufsausbildung wusste ich mit Damenoberbekleidung null anzufangen und hatte wenig Lust drauf. Irgendwann hat es mich aber gepackt! Ich begann darauf zu achten, was dieses emotionale Produkt mit den Trägerinnen macht: Es verändert Frauen, lässt sie wirken, verwandelt sie und ihren Tag. Am besten Richtung „wunderschön“ und „unvergesslich“. Diese Transformation zu beobachten und mitzugestalten, macht mir heute unglaublich Spaß. Und dass ich bei DOB als Mann wahrscheinlich oft emotionsloser entscheiden kann, ist tatsächlich ein Vorteil.

Wie hast du die beiden Marken zum Laufen gebracht?

Der Motor eines Unternehmens ist der Vertrieb. In diesem Satz steckt viel Wahrheit – und mein Weg. Wir haben intensiv an unserer Markenwahrnehmung und den Produkten gearbeitet. Und mit genauso viel Einsatz in unsere Handelspartner und ihr Vertrauen in uns investiert.

Wie geht ihr mit den beiden Modemarken unter der gemeinsamen Dachmarke um?

Beide Marken haben denselben Stellenwert. HEY KYLA steckt gerade mal im zweiten Jahr. Einige Prozesse und die Organisation lassen sich da natürlich noch synergetisch optimieren. Zumal ich unser Unternehmen langfristig markenmultifunktional aufstellen will. Heißt: Wir denken perspektivisch über neue Marken und Produkte nach.

Gibt es separate Auftritte?

Ja, ganz bewusst. Wir spielen die beiden Marken so aus, dass die Endverbraucherin nicht wahrnimmt, dass HEY KYLA eine Marke aus dem Hause SWING ist.

Welche Markenerlebnisse willst du wie erzielen?

Eigene Stores schaffen natürlich am besten wirkliche Experience. Bisher machen wir SWING und HEY KYLA in unserem Onlineshop emotional spürbar. Am POS dagegen geht es erstmal darum, überhaupt sichtbar zu werden. Dafür haben wir gerade unsere erste eigene Shop-in-Shop-Fläche eröffnet und rollen das Konzept wohl aus. Ganz neu ist auch unser Promotionskonzept, das gerade bei 20 Händlern in Deutschland und Österreich steht.

Was ist die jeweilige Markenaussage?


Mit „WE CELEBRATE LIFE“ lädt SWING zum Mitfeiern ein. Glücksgefühle, Gemeinschaft: das ist die Symbiose, von der SWING ein Teil sein möchte. Besondere Anlässe und große Familienfeste bringen uns zusammen und verbinden uns hochemotional. Da wollen alle dabei sein.

„FOR TODAY AND FOREVER“ verspricht HEY KYLA. Hier steht der große Moment und damit die Trägerin unserer Kleider selbst im Mittelpunkt. Sie betritt die Bühne, die sie sich verdient hat (z.B. Abi geschafft). Selbstbewusst, mutig – und ja, natürlich auch instagramable. Mit HEY KYLA wird das Hier und Jetzt ein rauschendes Fest, das uns Erinnerungen für immer schenkt.


 

17. Juni 2025
Ein Beitrag von:

Günther Misof ist Founder und Editorial Director von The Business of Brand Management. Er verfügt über mehr als vierzig Jahre Erfahrung in Markenführung/Brand Management als Gründer, Geschäftsführender Gesellschafter, Partner und Managing Director von mehreren Beratungsunternehmen in Frankfurt am Main und New York.

Moritz Schwack, geboren am 9. März 1993 in Dinslaken, wuchs in Wesel am Niederrhein auf. Seine Eltern, Astrid und Burkhard Schwack, führen das traditionsreiche Familienunternehmen „Nähmaschinen Schwack“ bereits in der dritten Generation. Auf Betreiben der Eltern startete er seine Ausbildung bei SWING Collections GmbH, ehemals Swing-Modelle Bekleidungs-GmbH. Mit 22 Jahren übernahm er das Unternehmen als Geschäftsführender Gesellschafter. Der Umsatz hat sich seitdem verdreifacht. In seiner Freizeit widmet sich Moritz seiner Fußballleidenschaft und hofft darauf, seinen Lieblingsverein Schalke 04 eines Tages wieder in der Champions League zu sehen. Der Teamgeist, den er auf dem Fußballplatz schätzt, spiegelt sich in seinem Führungsstil wider – er glaubt an flache Hierarchien.

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