Trump™. Das Interview

[atlasvoice]

JH: Herr Präsident. Ich habe Sie kürzlich als Marke bezeichnet. [https://tbobm.com/4718/trump/] Was sagen Sie dazu?

DT: Eine Marke? Das ist keine Beleidigung. Das ist Realität. Ich bin größer als Politik. Ich bin Trump. Ich bin ein Phänomen. Jeder kennt meinen Namen. Jeder redet über mich. Und ob Sie mich mögen oder nicht – Sie kommen nicht an mir vorbei. Das ist Macht. Das ist Branding. Und genau das braucht Amerika: jemanden, der weiß, wie man gewinnt.

JH: Ihre Kommunikation ist laut, einfach, wiederholend. Ist das Ihre Strategie?

DT: Das ist keine Strategie. Das ist gesunder Menschenverstand. Wenn man Millionen Menschen erreichen will, redet man nicht wie ein Professor. Man redet klar. Hart. Ohne Ballast. Ich sage, was Sache ist. Immer wieder. Weil es funktioniert. Die Leute lieben es. Die Medien hassen es. Und ich? Ich lache.

JH: Sie verkaufen sich selbst, nicht Politik. Keine Inhalte, nur Show.

DT: Genau. Politik ist Show. Alles andere ist Täuschung. Die Leute wollen keinen Langweiler mit Papieren. Sie wollen jemanden, der auf den Tisch haut. Der liefert. Ich bin nicht höflich. Ich bin nicht korrekt. Ich bin effektiv. Ich gewinne. Und wer das nicht kapiert hat, hat die letzten zehn Jahre verpennt.

JH: Die Wahl 2024 wirkte mehr wie ein Spektakel als wie eine demokratische Abstimmung. Stimmt das?

DT: Natürlich war das eine Show. Und ich war die Hauptfigur. Und ich habe gewonnen. Wieder. Die anderen haben Programme geschrieben – ich habe Schlagzeilen gemacht. Und wissen Sie was? Schlagzeilen schlagen PDFs. Immer. Die Leute wollen Energie. Richtung. Keine Fußnoten.

JH: Manche sagen, Sie hätten die Demokratie beschädigt.

DT: Die Demokratie war kaputt, lange bevor ich kam. Ich habe nur gezeigt, wie schwach sie wirklich ist. Ich habe aufgeräumt. Richter ersetzt. Bürokratie beschnitten. Die Medien entlarvt. Das ist keine Zerstörung – das ist Instandhaltung. Wer das nicht erträgt, soll gehen. Ich bleibe.

JH: Markenexpert*innen sagen, starke Marken brauchen ein soziales Gewissen – mehr als nur Profit. Viele sind enttäuscht von der Marke Trump.

DT: Natürlich sind sie enttäuscht. Weil ich ihnen nicht erzähle, was sie hören wollen. Ich bin kein moralisch aromatisierter Joghurt mit Regenbogenetikett. Ich bin Trump. Und Trump™ steht nicht für Wohlfühlmoral. Trump™ steht für Stärke. Dominanz. Ergebnisse. Diese sogenannten Experten reden über Verantwortung, weil sie nie echte Verantwortung getragen haben. Sie sitzen in Agenturen, halten TED-Talks – aber in meiner Welt würden sie keine Woche überleben. Marken mit Gewissen verlieren, wenn’s ernst wird. Ich habe gewonnen, weil ich nicht nett war. Ich war klar. Ich habe mich nicht gebückt – ich bin aufgestanden. Also ganz deutlich: Wer ein Gewissen sucht, soll in die Kirche gehen. Wer Ergebnisse will, kommt zu Trump.

JH: Welche Rolle spielen Sozialstaat, Integration, Rechtsstaatlichkeit, Umweltschutz und internationale Kooperation im Weltbild der Marke Trump?

DT: Ganz ehrlich? Keine große. Zumindest nicht so, wie Sie das meinen. Sozialstaat? Klingt nett, kostet Geld. Ich baue keine Komfortzonen, ich baue Stärke. Wer etwas will – soll arbeiten. Wer nicht mithalten kann – Pech. Amerika ist kein Wohlfahrtsbüro. Integration? Ich nenne das Kontrolle. Nicht jeder kommt rein. Nicht jeder passt rein. Wer sich anpasst – gut. Wer stört – raus. Grenzen sind kein Vorschlag. Ich setze sie durch. Rechtsstaat? Ich respektiere Gesetze – wenn sie funktionieren. Wenn sie im Weg stehen, werden sie geändert. Ich will Richter, die liefern. Keine, die predigen. Umweltschutz? Ich mag saubere Luft. Aber ich hasse Ideologie. Ich rette keine Gletscher, während amerikanische Jobs verschwinden. Erst kommt Wachstum. Der Rest später. Internationale Kooperation? Nur wenn es sich lohnt. Ich bin nicht da, um Europa zu retten oder UNO-Teeabende zu moderieren. Ich bin für Amerika da. Und wenn das heißt, Verträge zu kündigen – dann kündige ich. Wenn das heißt, Zölle zu erheben – dann tue ich das. Kooperation ist kein Selbstzweck. Es ist ein Deal. Und ich mache nur gute Deals. Kurz gesagt: Sozialromantik, Weltrettung, Klimagesänge – das ist nicht Trump™. Trump™ ist knallhartes Interesse. America First. Immer.

JH: Schwächt die Marke Trump die Marke USA?

DT: Nein. Sie rettet sie. Vor Trump war „USA“ ein altes Logo auf einem kaputten Produkt. Schwach. Weich. Ausverkauft. Jeder hat sich bedient – Handel, Schutz, Jobs, Respekt – und wir haben brav geliefert. Ich habe der Marke wieder Schärfe gegeben. Kante. Präsenz. Wenn Leute sagen, ich hätte das Image Amerikas beschädigt, meinen sie eigentlich: Ich habe ihre Illusion zerstört. Die Fantasie von einem netten Weltpolizisten mit Blumenstrauß. Ich bin nicht für Applaus aus Paris hier. Ich bin hier, um für mein Land zu liefern. Und wenn dafür ein paar Idole fallen – gut. Eine Marke, die sich nie verändert, stirbt. Ich habe Amerika neu gebrandet. Und plötzlich redet die Welt wieder über uns. Auch Sie. Also: Trump™ schwächt nicht. Trump™ klärt. Und das macht die Marke USA stärker als je zuvor.

JH: Gilt das, was Sie heute sagen, auch morgen? Im Sinne der Markenkonsistenz?

DT: Vielleicht. Vielleicht nicht. Kommt drauf an, was morgen gebraucht wird. Markenkonsistenz heißt nicht, jeden Tag dasselbe zu sagen. Es heißt, jeden Tag zu gewinnen. Ich bin kein Papagei. Ich bin kein Politiker, der sich an ein Glaubensbekenntnis klammert. Ich bin eine Marke, die sich bewegt, wenn es klug ist – weil sie es kann. Was zählt, ist nicht der Satz von gestern. Was zählt, ist die Wirkung von heute. Wenn A heute funktioniert und B morgen besser ist – dann sage ich B. Und wenn das ein paar Leute verwirrt: egal. Die Leute folgen mir nicht, weil ich immer gleich bin. Sie folgen mir, weil ich immer voraus bin. Also ja: Trump™ ist konsistent – aber in einer Sprache, die Sie nicht verstehen. Ergebnisorientiert. Beweglich. Brutal effizient. Wahrheit ist flexibel. Sieg nicht.

JH: Bruce Springsteen kritisiert Sie auf seiner neuen Platte.

DT: Bruce? Traurig. Früher ein Star, jetzt ein alter Mann mit Gitarre, der sich wichtig machen will. Seine Songs interessieren keinen. Wenn er gegen mich singt, freut sich mein Team. Gratis-Werbung. Danke, Bruce. Du bist jetzt Teil der Show. Meiner Show.

JH: Angeblich drohen Sie ihm bei Rückkehr in die USA.

DT: Ich drohe nicht. Ich stelle klar. Wer gegen Amerika arbeitet, bekommt Probleme. Ganz einfach. Wer öffentlich Gift spuckt, darf am Flughafen keine Blumen erwarten. Wenn Bruce zurückkommt, reden wir. Oder jemand redet mit ihm. So läuft das.

JH: Ich habe mich in meinem Beitrag kritisch geäußert. Kann ich sicher in die USA reisen?

DT: Kommt drauf an. Wir schauen uns Leute an. Wir lesen, was sie schreiben. Wer meint, er könne erst gegen mein Land austeilen und dann locker einreisen – na ja. Vielleicht kommst du rein. Vielleicht wirst du befragt. Vielleicht auch nicht. Deine Entscheidung. Und unsere.

JH: Herr Präsident, danke für das Gespräch.

DT: Das war kein Gespräch. Das war Großzügigkeit. Von mir. Du hast fünf Minuten bekommen von jemandem, der Geschichte schreibt – während du Texte schreibst, die niemand liest. Also ja, sag ruhig „danke“. Aber vergiss nie, wer hier wem eine Bühne gegeben hat. Und wenn du das nächste Mal überlegst, in mein Land zu kommen – überleg dir gut, was du vorher schreibst.

28. Mai 2025
Ein Beitrag von:

Prof. Dr. Jürgen Häusler ist Honorarprofessor für strategische Unternehmenskommunikation an der Universität Leipzig. Bis zum Eintritt in den Ruhestand 2015 war er Chairman bei Interbrand Central and Eastern Europe, und hat Unternehmen und Organisationen weltweit bei der Entwicklung von Marken beraten. Als Sozialwissenschaftler hat er u.a. am Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung in Köln gearbeitet.

Kontakt: juergenghaeusler@gmail.com

 

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